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Die Erlebnisse des syrischen Ritters Usāma ibn Munqid – Unterhaltsames und Belehrendes aus der Zeit der Kreuzzüge

ISBN-10: 340630379X
ISBN-13: 978-3406303791

Verlag C.H. Beck München 1985

Der syrische Ritter Usama ibn Muqid (1095 – 1188) hat im Laufe seines Lebens rund ein dutzend Bücher verfasst, von denen die meisten nur nach dem Titel oder durch wenig AUszüge bekannt sind. Den Bericht über seine Erlebnisse und Abenteuer schrieb er zwischen 1155 und 1182. Hier zieht  er gleichsam die Summe seines Schaffens. Im Krieg gegen die Kreuzfahrer besitzlos geworden, reist er von Hof zu Hof, wechselt immer wieder seine Dienstherren und wurde in die Intriegen der Kalifen und Emire von Damaskus, Kairo und Bagdad um die Vorherrschaft an der arabischen Pforte verwickelt. Seine Lebenserinnerungen sind ein farbenprächtiges und inhaltsreiches Dokument aus einer stürmischen Zeit zwischen Kämpfen, Jagdvergnügen und Intrigen.

Dieses Buch ist leider nur noch über Antiquariat erhältlich.

Die folgenden Anekdoten geben einen konkreten Einblick über die Verhältnisse im Heiligen Land zur Zeit der Kreuzzüge

Die #eltsamen Sitten der Franken

Preis dem Schöpfer a}er Dinge! Wenn jemand von den Franken berichtet, kann er nur A}ah den Erhabenen prei#en und #egnen, denn er #ieht in ihnen Tiere, die nur die Tugend der Tapferkeit und des Kampfes kennen, wie auch Tiere, die die Tugend der Kraft und des Duldens haben. Ich werde einiges von ihrem Tun und ihrem #elt#amen Verstand erzählen. Im Heer des Königs Fulk ibn Fulk (Fulko V.) war ein ange#ehener fränki#cher Ritter, der gerade er#t aus #einem Land gekommen war, um die Pilgerfahrt durchzuführen und dann zurückzukehren. Er war mir vertraut und wurde mein Gefährte, #o daß er mich ›Bruder‹ nannte. Zwischen uns be#tanden Liebe und Freund#chaft.

Als er #ich über das Meer in #ein Land begeben wo}te, #agte er zu mir : »Mein Bruder! Ich ziehe in mein Land zurück. Ich möchte, daß du deinen Sohn (mein Sohn, der damals vierzehn Jahre alt war, war nämlich bei mir) mit mir in mein Land #chick#t, damit er die Ritter #ieht und Ver#tand und Ritterlichkeit erlernt. Wenn er dann zurückkehrt, wird er das Mu#ter eines ver#tändigen Mannes #ein.«

Mein Ohr erreichten da Worte, wie #ie aus dem Kopf eines Ver#tändigen nicht kommen können. Wenn nämlich mein Sohn gefangengenommen würde, könnte ihm die Gefangen#chaft nichts Schlimmeres bringen, als in das Land der Franken gebracht zu werden. Ich antwortete al#o: »Bei deinem Leben! Genau das habe ich im Sinn gehabt. Doch ein Hindernis sehe ich darin, daß seine Großmutter ihn #o liebt und ihn #elbst mit mir nicht ziehen läßt, ohne mir den Eid abverlangt zu haben, daß ich ihn zurückbringe.«
»Und deine Mutter lebt noch?«
»Ja!«
»Dann darf#t du ihr nicht zuwiderhandeln!«

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Ihre Heilkunst ist gar #eltsam.
Das zeigt die folgende Ge#chichte

Der Herr von al-Munaitira (im nördlichen Libanon) #chrieb an meinen Onkel und bat ihn, einen Arzt zu #chicken, der einige kranke Gefährten von ihm heilen #ollte. Mein Onkel #chickte ihm einen chri#tlichen Arzt namens T- ābit. Zehn Tage war die#er T- ābit fort. Dann kehrte er zurück. Wir fragten ihn : »Wie ha#t du die Kranken nur #o schnell heilen können ?« Da erzählte T- ābit:
Man brachte mir einen Ritter, an de#sen Fuß ein Ge#chwür aufgegangen war, und eine Frau, die an Austrocknung litt. Ich machte dem Ritter einen Breium#chlag, #o daß sich das Ge#chwür öffnete und er geheilt wurde. Der Frau verordnete ich eine Diät und machte ihr Temperament feucht.

Da kam ein fränki#cher Arzt und #prach zu ihnen: »Der da kann #ie nicht heilen!« Den Ritter fragte er: »Was i#t dir lieber : mit einem Bein zu leben oder mit zwei Beinen zu #terben?«
»Ich möchte lieber mit einem Bein leben«, antwortete jener.
»Dann bringt mir einen #tarken Ritter und ein #charfes Beil!« befahl der Frankenarzt. Ritter und Beil wurden geholt. Ich war anwe#end. Der Arzt legte das Bein des Ritters auf einen Hackklotz und gebot dem Ritter, es mit einem Schlag abzuhauen. Ich #ah, wie er zuschlug.

Doch wurde der Fuß nicht mit einem einzigen Schlag abgetrennt. Der Ritter #chlug also noch einmal zu. Da floß das Knochenmark heraus, und der kranke Ritter #tarb auf der Stelle.

Danach #chaute #ich jener Arzt die Frau an. »Die#e Frau hat einen Teufel im Kopf, der #ie liebt. Schneidet ihr Haar ab!« Sie taten es. Die Frau aber aß wieder ihre üblichen Speisen mit viel Knoblauch und Senf. So nahm ihre Austrocknung zu. Der Arzt meinte nun: »Der Teufel #teckt in ihrem Kopf!« Er nahm ein Ra#ierme##er, #chnitt in ihren Kopf ein Kreuz ein und zog dort die Haut ab, #o daß der Schädelknochen zutage trat. Dann rieb er ihn mit Salz ein. Die Frau #tarb #ofort.

Da fragte ich die#e Franken, ob #ie mich noch brauchten.
Sie verneinten. Nachdem ich von ihrer Heilkun#t etwas ge#ehen hatte, was mir vorher unbekannt gewe#en war, kehrte ich zurück.

Ich #ah von ihrer Heilkun#t aber auch das Gegenteil.

Der König von Jeru#alem hatte unter #einen Rittern einen Schatzmeister namens Barnâd (Bernhard) – A}ah verfluche ihn. Einmal trat ihn ein Pferd ans Bein. Sein Bein begann daraufhin zu eitern und war an vierzehn ver#chiedenen Stellen offen. Jedesmal wenn #ich eine Ste}e geschlossen hatte, öffnete #ich eine andere. Ich aber wün#chte sein Verderben. Da kam ein fränki#cher Arzt zu ihm. Er be#eitigte die bisher gebrauchten Salben und begann, a}es mit saurem E##ig zu waschen. Da #chloß #ich die Wunde, der Ritter ge#undete und war wieder wie ein Teufel.

Zu den Seltsamkeiten ihrer Heilkun#t gehört auch folgendes:

Bei uns in Šaizar war ein Handwerker namens Abū l-Fath, der einen Jungen hatte, de##en Hals von Skrofulöse befa}en war. Jedesmal wenn #ich eine Stelle #chloß, öffnete #ich eine andere wieder. Abū l-Fath kam wegen einer Arbeit mit seinem Sohn nach Antţākiya. Da #ah ihn ein Franke und fragte nach dem Jungen. »Es i#t mein Sohn«, antwortete der Handwerker.
Darauf meinte der Franke: »Schwör mir bei deinem Glauben, daß du von keinem, den du danach behandel#t, ein Honorar nimm#t, wenn ich dir eine Arznei verschreibe, die ihn heilt. Nur in diesem Falle ver#chreibe ich dir eine Arznei, die deinen Sohn heilt!«
Abū l-Fath lei#tete den Schwur, und der Franke #prach zu ihm : »Nimm ungestoßene Pottasche, brenne sie und weiche #ie in Öl und #auren E##ig ein! Gib ihm diese Mi#chung, damit #ie alles wegnimmt! Dann nimm ge#chmolzenes Blei und mi#che es mit Butter! Dann gib es ihm, und er wird geheilt.

Abū l-Fath gab a}es #einem Sohn, und der wurde ge#und. Die Wunde #chloß sich. Er war wieder #o munter wie vordem.

Jeder, der in den fränki#chen Gebieten noch neu ist, hat rohere Sitten als jene, die #ich schon an das Land gewöhnt haben und die mit den Mu#lims zusammenleben.

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Die Erlebni##e des #yrischen Ritters Usāma ibn Munqid

Von der Sittenroheit der Franken – a}ah mache #ie häßlich – zeugt folgende Ge#chichte

Als ich Jeru#alem be#uchte, war ich oft in der al-Aqşā-Mo#chee, neben der eine kleine Mo#chee liegt, die die Franken in eine Kirche umgewandelt hatten. Wenn ich die al-Aqşā-Mo#chee betrat, in der #ich meine Freunde, die Tempelritter, befanden, ließen #ie mich in jener kleinen Moschee a}ein, damit ich dort beten konnte. Eines Tages ging ich wieder dorthin, sprach ›A}ah ist groß‹ und #te}te mich zum Gebet auf.

Da fiel einer der Franken über mich her, packte mich und drehte mein Ge#icht nach O#ten. »So mußt du beten!« #prach er. Gleich eilte eine Gruppe Tempelritter zu ihm, nahm ihn und führte ihn von mir weg. Ich widmete mich wieder dem Gebet. Doch der Franke überrumpelte die Tempelritter, fiel noch einmal über mich her und drehte mein Ge#icht wieder nach O#ten. »So mußt du beten!« rief er. Die Templer kamen zurück und holten ihn hinaus.

Dann ent#chuldigten #ie #ich bei mir :

»Er i#t noch fremd. Er#t die#er Tage i#t er aus dem Frankenland angekommen. Er hat noch nie jemand ge#ehen, der nicht nach O#ten gewendet betet!«

»Ich habe genug gebetet!« meinte ich und ging hinaus.
Ich war von jenem Teufelskerl überra#cht! Seine Ge#ichtsfarbe hatte #ich verändert, und er er#chrak, als er #ah, wie ich das Gebet, nach Mekka gerichtet, vo}zog.

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Einmal #ah ich, wie ein Franke zum #eligen Emir Mu‘īn ad-Dîn kam, als er gerade im Fel#endom (in Jeru#alem) weilte. Er fragte den Emir : »Wi}#t du Gott als Knaben #ehen?« Der Emir bejahte. Der Franke ging vor mir her, bis er uns das Bild von Maria und dem Me##ias – Heil ihm – als Knaben in ihrem Schoß zeigte. »Das i#t Gott als Kind!« meinte der Franke. Hocherhaben i#t Gott über das, was die Ungläubigen da #agen!

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Die Franken kennen weder Ehrgefühl noch Eifer#ucht.

Ein Mann kann bei ihnen mit #einer Frau auf der Straße gehen. Ein anderer kann kommen, die Frau bei#eite nehmen und #ich mit ihr a}ein unterhalten, während der Ehemann dabei#teht und darauf wartet, daß #ie ihr Ge#präch beendet. Wenn es ihm aber zu lange dauert, läßt er #ie mit dem anderen a}ein und geht #einer Wege.

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Ich habe auch folgendes erlebt

Als ich einmal nach Nābulus (in Palä#tina) kam, #tieg ich im Haus eines Mannes namens Mu‘izz ab. Sein Anwe#en war die Herberge der Mu#lims, und #ie hatte Fen#ter, die #ich auf die Straße öffneten. Auf der anderen Straßen#eite #tand das Haus eines Franken, der für die Händler Wein verkaufte. So nahm er eine Fla#che Wein in die Hand und rief laut : »Der Händler Sound#o hat ein ganzes Faß von die#em Wein geöffnet. Wer etwas davon wi}, gehe dorthin!« Als Lohn für das Ausrufen erhielt der Franke dann den Wein, der in der Fla#che war.

Eines Tages kam er nach Hau#e und fand einen Mann bei #einer Frau im Bett.
»Was hat dich denn zu meiner Frau geführt?« fragte er den Fremden.
»Ich war #o müde. De#halb bin ich eingetreten, um mich etwas auszuruhen!«
»Und wie bi#t du in mein Bett gekommen?«
»Ich fand das Bett gemacht vor und legte mich #chlafen.«
»Und meine Frau hat mit dir ge#chlafen?«
»Das Bett gehört ihr doch. Wie konnte ich #ie daran hindern, #ich in ihr Bett zu legen?«
»Bei meinem Glauben! Wenn du das noch einmal tu#t, gibt es Streit zwi#chen uns!«

So #ehen Mißbi}igung und höch#te Eifer#ucht bei den Franken aus.

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