Reliquien

Die wichtigsten sog. biblischen Reliquien

Heilige Lanze
Heiliger Gral
Dornenkrone

oder auch
das Turiner Schweißtuch der Veronika
Splitter vom Kreuz
Schuhe Jesu
Windeln Jesu
Vorhaut Jesu
Schleier der Maria

Reliquien werden in drei Klassen aufgeteilt

Reliquien erster Klasse sind alle Körperteile von Heiligen, insbesondere aus dem Skelett (ex ossibus, aus den Knochen), aber auch Haare, Fingernägel und, soweit erhalten, sonstige Überreste, in selteneren Fällen auch Blut. Bei Heiligen, deren Körper verbrannt wurden, gilt die Asche als Reliquie erster Klasse.

Reliquien zweiter Klasse, auch echte Berührungsreliquien genannt, sind Gegenstände, die der Heilige zu seinen Lebzeiten berührt haben soll, insbesondere Objekte von besonderer biographischer Bedeutung. Dazu gehören bei heiliggesprochenen Priestern und Ordensleuten ihre Gewänder, bei Märtyrern auch die Foltergeräte und Waffen, mit denen sie ums Leben gebracht wurden.

Reliquien dritter Klasse oder mittelbare Berührungsreliquien sind Gegenstände, die Reliquien erster Klasse berührt haben. Solche Objekte, in der Regel kleine Papier- oder Stoffquadrate, die kurz auf die Reliquien gelegt und hinterher auf Heiligenbildchen geklebt werden, werden in vielen katholischen Wallfahrtsorten, besonders in Südeuropa, an Pilger abgegeben.

Die Heilige Lanze
Bei der Schlacht auf dem Lechfeld 955 soll König Otto die Heilige Lanze mit sich geführt haben.
Aussehen
Die Heilige Lanze ist ihrem Typus nach eine karolingische Flügellanze von 50,7 cm Länge, wobei jedoch aus dem Lanzenblatt der Mittelgrat auf einer Länge von 24 cm und Breite bis zu 1,5 cm spitzoval ausgestemmt wurde, um an seiner Stelle einen ornamental geschmiedeten Eisenstift oder Dorn einzufügen. (Dieser Dorn galt im Mittelalter als der „Heilige Nagel“ vom Kreuz Christi.) Außerdem sind zwei symmetrisch über den Lanzenflügeln angefügte Messerklingen mit Lederriemchen an die Lanze gebunden. Die Bindungen mit Silberdraht dürften von einer späteren, nach einem Bruch des Lanzenblattes erfolgten Reparatur herrühren. Der Lanzenschaft fehlt. Die Bruchstelle ist dreifach verkleidet, zuerst mit einem schmalen Eisenband, dann mit einem breiten Silberblech und zuletzt mit einem Goldblech.
Inschrift
Die silberne Manschette trägt auf einem vergoldeten Streifen folgende lateinische Inschrift:
“CLAVVS DOMINI + HEINRICVS D(EI) GR(ATI)A TERCIVS ROMANO(RUM) IMPERATOR AVG(USTUS) HOC ARGENTUM IVSSIT FABRICARI AD CONFIRMATIONE(M) CLAVI LANCEE SANCTI MAVRICII + SANCTVS MAVRICIVS”
„Nagel des Herrn + Heinrich von Gottes Gnaden der Dritte, erhabener Kaiser der Römer, befahl dieses Silberstück herzustellen zur Befestigung des Nagels der Heiligen Lanze des Mauricius + heiligen Mauricius“
Der Auftraggeber der silbernen Manschette ist König Heinrich IV.., er ließ diese in der Zeit zwischen 1084 und 1105 anbringen. Die Vergoldung erfolgte unter König Karl IV. (reg. 1346 – 1378).
Geschichte
Untersuchungen der Universitäten Leoben und Wien ergaben, dass die Lanze in der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts hergestellt wurde. Auf dem Hoftag zu Worms 926 erwarb König Heinrich I. die Heilige Lanze vom burgundischen König Rudolf II., der sie 922 vom Grafen Samson samt Herrschaft über Italien erhalten hatte, im Austausch gegen die Südwestecke des Ostfrankenreichs (die Stadt Basel).
Die Heilige Lanze wurde im 10. Jahrhundert wiederholt in Schlachten der ottonischen Könige mitgenommen, etwa Riade a.d. Unstrut 933, Birten 936 und Lechfeld 955. Otto III. Ließ sie bei seinem Romzug 996 voraustragen.
Die Heilige Lanze gehörte zu den Reichkleinodien, die sich im Besitz der Kaiser als Zeichen ihrer Herrschaftsgewalt befanden. Die Heilige Lanze befindet sich heute in der Schatzkammer des
Kunsthistorisches Museum Wien
Legenden
Im Mittelalter galt als unbesiegbar, wer die Heilige Lanze in einer Schlacht mit sich führte. Der Legende nach sollte es sich um die Lanze des Hl. Mauritius gehandelt haben; er war Kommandeur der thebäischen Legion, die in Ägypten stationiert war. Als er sich weigerte, gegen Christen vorzugehen, soll Kaiser Maximinian im Jahr 302/303 seine Hinrichtung angeordnet haben. Er gilt daher als Märtyrer. Später kam die Legende auf, es habe sich um die Lanze des römischen Hauptmannes Longinus gehandelt, der Jesus am Kreuz seine Lanze in die Seite stieß, um zu überprüfen, ob er schon tot wäre. Deshalb sollte die Lanze mit seinem heiligen Blut getränkt sein. Außerdem soll sich ein Splitter vom Kreuz Christi in der Lanze befunden haben.
Quellen: